Blasenbeschwerden in den Wechseljahren
sind peinlich und frustrierend.
Aber es gibt Lösungen, wie du
dein Leben wieder genießen kannst.
Blasenbeschwerden in den Wechseljahren
„Warum muss ich neuerdings öfters zur Toilette?“, fragen sich viele Frauen in den Wechseljahren – vielleicht gehts euch genauso und ihr seid deshalb verunsichert. Diese Frage offen zu stellen, trauen sich die wenigsten. Woher die Blasenbeschwerden kommen, wird lieber nicht mit anderen besprochen. Denn Blasenprobleme in den Wechseljahren sind leider immer noch ein Tabuthema.
Worüber wir sprechen wollen
Ständiger Harndrang, Inkontinenz und Brennen – wie kommt es dazu?
Blasenprobleme wie ständiger Harndrang, Blasenschwäche oder Blasenentzündung – in den Wechseljahren sind keine Seltenheit. Sie werden durch einen Hormonmangel, aber auch andere Ursachen hervorgerufen. Der Eintritt in die Wechseljahre macht sich bei vielen Frauen durch Veränderungen im Urogenitaltrakt bemerkbar. Der Begriff Urogenitaltrakt bezeichnet dabei die Geschlechtsorgane, Nieren, Harnblase und die ableitenden Harnwege. Die Hauptursache dafür liegt in der zurückgehenden Östrogenproduktion.
Östrogenmangel führt zu schlechterer Durchblutung
Durch den Östrogenmangel werden die Schleimhäute zunehmend schlechter durchblutet. Sie trocknen aus und werden pergamentartig, wodurch auch die Elastizität des Gewebes nachlässt. Außerdem erschlafft das Muskelgewebe altersbedingt. Von diesen Veränderungen sind Harnblase und Beckenboden besonders betroffen. Dadurch treten unter anderem die folgenden Symptome auf:
- ein ständiges Druckgefühl auf der Blase
- häufiger Harndrang ohne Schmerzen
- häufiger nächtlicher Harndrang
Oft entleert sich die Blase beim Wasserlassen nicht mehr vollständig. Infolgedessen kann in den Wechseljahren eine sogenannte Reizblase (Fachbegriff überaktive Blase) entstehen. Ferner sind häufige Blasenentzündungen in den Wechseljahren möglich. Manche Frauen leiden bedingt durch die Wechseljahre auch unter Inkontinenz. Das bedeutet, sie verlieren ungewollt Urin.
Belastungsinkontinenz: eine Frage der Haltung
Auch der „Halteapparat“ der weiblichen Geschlechtsorgane verliert seine Elastizität. In jungen Jahren sind Gebärmutter und Scheide durch eine Art „Hängematte“ aus Muskeln und Bindegewebe an den Beckenknochen fixiert. Verliert das Gewebe mit zunehmendem Alter an Spannung, senken sich die Geschlechtsorgane ab.
Verschiedene Faktoren tragen dazu bei:
- der natürliche Alterungsprozess
- Schwangerschaften und Geburten
- Übergewicht
- eine Bindegewebsschwäche
- häufiges Tragen schwerer Gegenstände
Dadurch prägt sich bei fast allen Frauen eine leichte Scheiden- und Gebärmuttersenkung aus. Normalerweise entstehen dadurch keine Beschwerden. Manchmal ist jedoch der Verschlussmechanismus der Blase beeinträchtigt. In ausgeprägten Fällen drückt die Gebärmutter auf die Blase. Unter Umständen kann dies eine sogenannte Belastungsinkontinenz zur Folge haben.
Selbstverständlich wirkt sich auch negativ empfundener Stress auf die Blase aus. Hier bedeutet dieser Begriff jedoch „belasten“ im Sinne des englischen Verbs „to stress“.
Eine Belastungsinkontinenz macht sich zunächst durch unwillkürlichen Urinabgang (wenige Tropfen bis kleine Mengen Urin) bemerkbar, zum Beispiel beim
- Niesen
- Husten
- Lachen
- oder beim Sport
In schwereren Fällen geht Urin bereits bei mäßiger Steigerung des Drucks im Bauchraum ab. Gehen, Aufstehen oder Treppensteigen werden dann regelrecht zur „Belastungsprobe“. In diesem Fall ist ärztlicher Rat gefragt. Auch wenn das Ansprechen von Blasenproblemen unangenehm ist. Aber ist der erste Schritt geschafft, kann Ihnen schnell geholfen werden. Denn eine Belastungsinkontinenz lässt sich in den meisten Fällen gut behandeln.
Wichtig für euch: Hinter häufigem Harndrang kann auch eine Erkrankung stecken, zum Beispiel Diabetes mellitus Typ 2. Lasst euch im Zweifelsfall untersuchen.
Blasenentzündung in den Wechseljahren
Viele von euch kennen eine Blasenentzündung (Zystitis) bereits aus jungen Jahren. Warum? Das liegt am weiblichen Körperbau. Im Vergleich zu Männern ist die Harnröhre von Frauen kürzer und näher am Darmausgang. Dies begünstigt die Entstehung von Entzündungen, da Keime leichter eingetragen werden können.
Typisch sind dann
- Schmerzen beim Wasserlassen
- Brennen beim Wasserlassen
- häufiger Harndrang
Die organischen Änderungen des Körpers gerade ab den Wechseljahren führen dazu, dass Entzündungen der Blasenregion häufiger auftreten können. Hinzu kommt, dass sich auch das „Mikroklima“ im Intimbereich ändert. Die fehlenden Östrogene lassen den pH-Wert ansteigen. Daher wird der natürlich „saure Schutzwall“ der Scheide, Blase und Harnröhre gestört und es siedeln sich weniger schützende Laktobazillen an. Dadurch können andere Bakterien leichter eindringen.
Wichtig für euch: Manchmal kommen neben häufigem Harndrang, Schmerzen beim Wasserlassen, Fieber oder Abgeschlagenheit hinzu. Treten schwere Symptome wie trüber oder blutiger Urin oder sogar Krämpfe auf, so solltet ihr sofort Ärzt:innen aufsuchen.
Es gibt noch weitere Faktoren, die Blasenentzündungen begünstigen können. Dazu gehören:
- eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr und zu seltene Blasenentleerung
- falsche oder übertriebene Intimhygiene
- häufige Vollbäder
- das längere Tragen nasser Badekleidung
- Auskühlung des Körpers
- das Tragen enger Hosen
- häufiger Geschlechtsverkehr
- die Verhütung mit Diaphragmen oder Spermiziden
- ein schwaches Immunsystem
- die Erkrankung an Diabetes mellitus
- Vorkommen von Harnsteinen
- die Einnahme bestimmter Medikamente (zum Beispiel Kortison)
Was hilft gegen Blasenbeschwerden in den Wechseljahren?
Blasenbeschwerden können die Lebensqualität von Frauen in den Wechseljahren stark beeinträchtigen. Das muss aber nicht so sein. Heutzutage gibt es vielfältige Hilfsangebote und Behandlungsmöglichkeiten bei Inkontinenz. Ein Gang in einen Drogeriemarkt zeigt: Inkontinenzvorlagen gibt es mittlerweile in großer Auswahl. Durch das Tragen der bequemen Höschen könnt ihr ganz gewohnt euren Freizeitaktivitäten nachgehen.
Medikamentöse Therapie: je nach Diagnose
Die medizinische Behandlung richtet sich je nach Beschwerdebild und erfordert eine genaue Diagnose. Bei Belastungsinkontinenz kann eine lokale Therapie mit Hormonen (Östrogenen) zur Förderung der Durchblutung im Intimbereich helfen. Ferner stehen einige Medikamente zur Behandlung bestimmter Formen von Inkontinenz zur Verfügung. Sollten diese Behandlungsarten nicht helfen, gibt es verschiedene operative Möglichkeiten. Im Fall einer Blasenentzündung ist oftmals eine Behandlung mit Antibiotika unumgänglich. Also solltet ihr nicht den Kopf in den Sand stecken: An Blasenbeschwerden sollte heute keine Frau mehr dauerhaft leiden müssen.
Pflanzliche Präparate zur Stärkung der Blase
Viele Frauen machen gute Erfahrungen mit pflanzlichen Präparaten. Gerade in Verbindung mit entsprechenden Verhaltensmaßnahmen können diese gut helfen. Bestimmte Arzneipflanzen und Kräuter können beispielsweise die Heilung einer Blasenentzündung beschleunigen. Auch erneuten Entzündungen kann damit vorgebeugt werden. Zu den gängigsten pflanzlichen Präparaten bei Blasenbeschwerden zählen
- (Echtes) Goldrutenkraut
- Bärentraubenblätter
- Birkenblätter
- Brunnenkresse
- Eukalyptus
- Kapuzinerkresse
- Meerrettich
- Schachtelhalmkraut
Zudem sind Produkte mit der natürlichen Aminosäure L-Methionin erhältlich. Diese säuern den Urin innerhalb des natürlichen pH-Bereichs leicht an. Dadurch soll die Vermehrung von bestimmten Erregern – sogenannten Escherichia coli-Bakterien – eingedämmt werden. Denn sie gelten als häufigster Auslöser für eine Zystitis.
Unterstützende Maßnahmen: So beugt ihr Blasenentzündungen vor
Blasenentzündungen können oft chronisch verlaufen.
Mit einigen einfachen Verhaltensmaßnahmen könnt ihr jedoch viel dafür tun, allzu häufige Blasenentzündungen zu vermeiden:
- ausreichend trinken
- regelmäßig Wasserlassen
- gegen Auskühlung vorbeugen
- bei 60 °C waschbare Unterwäsche tragen
- Wasserlassen nach dem Geschlechtsverkehr
- richtige Intimpflege anwenden
Richtige Intimpflege bedeutet zum einen, auf hautschädliche Produkte zu verzichten. Der Schambereich sollte vorzugsweise nur mit warmem Wasser oder einer pH-hautneutralen (bzw. auf den vaginalen pH-Wert abgestimmten) Waschlotion gewaschen werden. Im Handel gibt es dazu eine große Auswahl geeigneter Produkte. Zum anderen sollte darauf geachtet werden, Schmierinfektionen mit Darmbakterien zu vermeiden. Dies gelingt, indem der Intimbereich nach dem Stuhlgang ausschließlich von vorne nach hinten abgewischt wird.
Hilfe bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten
Bei häufigen Blasenentzündungen kann es helfen, den natürlichen Schutz der Scheidenflora zu stärken. KadeFlora Milchsäurekur stabilisiert den gesunden, sauren pH-Wert in der Scheide, hält die Scheidenflora im Gleichgewicht und reduziert auf diese Weise das Risiko der Übertragung von Krankheitserregern aus dem Darm über die Scheide in die Harnröhre.
Tipps für den Alltag
Die Getränke machen den Unterschied. Manche Getränke wirken stark harntreibend. Meidet diese Getränke, wenn ihr wisst, dass ihr längere Zeit keine Toilette aufsuchen könnt. Dazu gehören
- Kaffee
- schwarzer und grüner Tee sowie Eistee
- manche Kräutertees (zum Beispiel aus Mate, Birkenblättern, Brennnesseln oder Rosmarin)
- alkoholische Getränke aller Art
Bei empfindlichen Menschen können außerdem kohlensäurehaltige und stark gezuckerte Getränke die Blase reizen. Nicht nur Cola und andere Softgetränke enthalten viel Zucker, sondern auch unverdünnte Fruchtsäfte. Ein Ausweichen auf Getränke mit künstlichen Süßstoffen ist ebenfalls nicht empfehlenswert. Sie stehen im Verdacht, Entzündungen der Blase zu fördern.
„Dann trinke ich lieber gar nichts mehr, wenn ich unterwegs bin.“
Diese Überlegung solltet ihr sofort wieder vergessen! Damit erreicht ihr nur das Gegenteil. Trinkt ihr nämlich weniger, so wird der Urin konzentrierter und das Gefühl des Harndrangs verstärkt sich. Im schlimmsten Fall werden andere Symptome sogar noch verstärkt. Und es gibt durchaus Alternativen: Wasser ist das ideale Getränk. Aber immer so ganz ohne Geschmack, da bleibt der Genuss auf der Strecke. Probiert einfach mal selbstgemachte Schorlen aus. Oft reicht ein kleiner Schuss Fruchtgeschmack aus, damit aus Wasser ein aromatisches Getränk wird. Ebenfalls empfehlenswert ist Rooibostee, denn er ist koffeinfrei und wirkt nicht harntreibend. Weitere schmackhafte Alternativen, vor allem für den Sommer, sind fettarme Buttermilch, Molke oder Joghurt-Mix-Getränke, wie beispielsweise Lassi oder Ayran.
Was hilft: Miktions-Tagebuch – überwacht euer Trinkverhalten
Noch nie davon gehört? Es dient dazu, das eigene Trinkverhalten aufzuschreiben.
Wichtig sind dabei Notizen zu
- der Häufigkeit des Wasserlassens (Miktion)
- den Situationen, in denen es zu Inkontinenz kam
Ein solches Tagebuch kann für euch selbst, aber auch für euren Arzt oder eure Ärztin sehr aufschlussreich sein. Denn es bietet eine sehr gute Basis für weitere Maßnahmen.
Beckenbodengymnastik – mehr Kontrolle über eure Blase
Das Training des Beckenbodens ist eine der wichtigsten Maßnahmen bei Blasenbeschwerden. Denn Beckenbodenmuskeln lassen sich genauso trainieren wie jeder andere Muskel in unserem Körper. Habt ihr erst einmal gelernt, worauf es ankommt, könnt ihr zwischendurch jederzeit eure Muskulatur anspannen und wieder lockern. Zum Beispiel beim Sitzen im Büro oder beim Warten an der Kasse.
Je häufiger die Übungen durchgeführt werden, desto schneller könnt ihr die Kontrolle über ihre Blase zurückgewinnen. Bei Bedarf kommen für das Training auch Hilfsmittel zum Einsatz (zum Beispiel sogenannte „Liebeskugeln“). Zum Glück ist Beckenbodentraining leicht zu erlernen. Und hat man erstmal etwas Übung, lässt sich das Beckenbodentraining auch gut in den Alltag integrieren.
Wichtig für euch: Die Bedeutung eines starken Beckenbodens wird völlig unterschätzt. Dabei bietet das tägliche Training der Beckenbodenmuskulatur eine völlig kostenlose, aber sehr wirkungsvolle Methode, die Kontrolle über die eigene Blase zu erhalten bzw. zurückzuerobern!
Weitere Maßnahmen, um eure Blase wieder fit zu machen
Zur Vorbeugung von Blasenproblemen beherzigt folgende Tipps:
- Stress vermeiden, Entspannungsübungen in den Tagesablauf einbauen
- Übergewicht vermeiden, damit der Beckenboden entlastet wird
- Rückenschonende Bewegungen und eine gute Körperhaltung entlasten ebenfalls den Beckenboden
- Sorgt für regelmäßigen, leichten Stuhlgang. Übermäßiges Pressen bei hartem Stuhl belastet den Beckenboden sehr stark.
- Sportliche Betätigung ist ebenfalls empfehlenswert, denn sie fördert die Durchblutung im gesamten Beckenraum und sorgt für die Stabilisierung des Körpergewichts
Wichtig für euch: Wenn ihr von Blasenproblemen in den Wechseljahren betroffen seid, sprecht offen mit euren Ärzten oder Ärztinnen darüber. In den allermeisten Fällen lassen sich heutzutage die Probleme erfolgreich behandeln. Aber nur wenn ihr selbst bereit seid, dagegen etwas zu tun, kann euch geholfen werden. Ihr selbst habt großen Anteil daran, dass dies gelingt!